„An der Spitze müssen zwei Menschen stehen, nicht einer und nicht drei. Zwei. Einer von ihnen muß die Geschäfte führen und mit der Ungeduld der Fragen, Bitten und Drohungen der Regierten Schritt halten. Er muß den Eindruck von Tatkraft machen und doch nur das Billige, Unwichtige und Eilige erledigen. Der andere hat Ruhe und Abstand, er kann an den entscheidenden Stellen nein sagen. Denn er kümmert sich nicht um das Eilige, sondern schaut einzelnes lange an, er erkennt Dauer und Geschwindigkeit allen Geschehens und setzt sich keine Fristen, sondern macht es sich schwer.
Er hört auf die innere Stimme und kann auch den besten Freunden nein sagen, vor allem seinem Ersten Offizier. Sein eigener Rhythmus, sein gut behüteter langer Atem sind die Zuflucht vor allen scheinbaren Dringlichkeiten, vor angeblichen Notwendigkeiten ohne Ausweg, vor kurzlebigen Lösungen. Wenn er nein gesagt hat, ist er zur Begründung verpflichtet. Aber auch damit darf es keine zu große Eile haben.“ So hatte Franklin es formuliert und aufgeschrieben.
„Das ist die Monarchie!“ rief Maconochie aus. „König und Kanzler – Sie haben die Monarchie erfunden! So weit wären wir also schon.“
„Nein“, sagte John, „es ist das Regieren überhaupt! Die Monarchie läßt sich nur besonders leicht darin erkennen.“
„Und wo bleibt das Volk?“ fragte Maconochie.
„Es kann an die Stelle des Königs treten“, antwortete John. „Ohne Langsamkeit kann man nichts machen, nicht einmal Revolution.“
Aufgelesen in: Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, 1998, S. 308.
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