Einer der kirchengeschichtlichen Konflikte kann in die Frage gekleidet werden, wer wem was zu sagen hat: die weltliche Macht der geistlichen oder die geistliche Macht der weltlichen. Den Rest des Beitrags lesen »
In Ladenburg, einer der ältesten deutschen Städte, führte dieser Streit vom Mittelalter bis zur Neuzeit zu einem Kondominat, also einer gemeinsamen Herrschaft beider. Allerdings nicht zu einer spannungsfreien. Darauf spielt die Skulpturengruppe auf dem Ladenburger Domhofplatz von Karl Ulrich Nuss an, deren Inschrift lautet: „Ständiger Streit um Ladenburg zwischen den Kurfürsten von der Pfalz und den Bischöfen von Worms 1385 – 1705. U. Nuss 1985“.
Dargestellt sind der Bischof von Worms, Eckard von Dersch (ca. 1324 bis 1405), zu dessen Diözese Ladenburg gehörte, und der pfälzische Kurfürst, Ruprecht I. (1309 bis 1390), der Gründer der Universität Heidelberg.
Das Podest des Bischofs ist zwar höher als das des Kurfürsten, dafür ist dessen Podest größer. So mag der Bischof dem Kurfürsten übergeordnet sein, sein Reich ist jedoch wesentlich kleiner: Die höhere Macht besitzt nicht die größere. Oder soll umgekehrt gelten: Die größere Macht besitzt nicht die höhere?
Die Gestik beider zeigt jedoch vollends, wer letztlich das Sagen hat: Eckard muss sich gegen Ruprecht wehren; Ruprecht geht Eckard „an den Kragen“.
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Anmerkung der Redaktion
Herzlichen Dank an Karl Ulrich Nuss für seine Unterstützung!










4. August 2014 um 12:42
Zu der Figurengruppe von Karl Ulrich Nuss bekam ich folgende Zuschriften, deren Inhalt ich nicht vorenthalten will:
Prof. Dr. Klaus-Peter Schroeder, Präsident der Heidelberger Rechtshistorischen Gesellschaft (HRG), schrieb: „Nicht recht einleuchten will mir …, dass der Kontrahent des Bischofs Eckard … Ruprecht I. sein soll – bereits die Perücke weist jenen Kurfürsten dem Barock zu.“
Dr. Andreas Hensen, Direktor des Lobdengau-Museums in Ladenburg, ergänzte: „Die Allongeperücke des auftrumpfenden weltlichen Mannes erlaubt es, die Datierung der Figur zwischen 1660 und 1720 einzugrenzen, d.h. nur einer der Kurfürsten aus der Regierungsspanne von Karl Ludwig bis Karl III. Philipp käme in Frage. In dieser Zeit residierten die Wormser Bischöfe nur noch sehr selten in Ladenburg, die Interessen des Bistums verwaltete ein eingesetzter Schultheiß im Bischofshof.“
Prof. Schroeder schloss seine Zeilen mit den Worten: „Aber all dies ist sicherlich unter der vielbeschworenen künstlerischen Freiheit einzuordnen.“
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1. August 2014 um 19:00
Die Bebilderung des Streits zwischen Bischof und Fürst ist exzellent, muss doch mal nach Ladenburg kommen, vielen Dank für diese erhellenden Fotos!
Ihr
Hermann Reichold
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